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Das historische Hotel auf dem Furkapass steht zum Verkauf. Ein übergrosses Transparent macht die Absicht öffentlich.

Vor 41 Jahren startete der Neuenburger Galerist und Verleger Marc Hostettler auf dem Furkapass sein Kunstprojekt Furkart. Er lud Künstlerinnen und Künstler ins Hotel «Furkablick» ein und liess sie dort arbeiten. Es kamen Marina Abramović und Ulay, Daniel Buren, Kim Jones, Per Kirkeby, Jenny Holzer, Christoph Rüttimann, Kazuo Katase, Max Bill, Mario Merz, Gretchen Faust, Roman Signer, Remy Zaugg und viele andere. Die bis heute wohl augenfälligste Arbeit: Der gleichzeitig sanfte wie spektakuläre Umbau des Restaurants durch den niederländischen Architekten Rem Koolhaas und dessen Büro OMA.

«À vendre» als Kunst

Alfred Richterich, Kunstsammler und Mitinhaber von Ricola, hatte jahrelang das Projekt auf der Furka unterstützt. 2004 kaufte er Marc Hostettler den «Furkablick» ab; das ehemalige Hotel «Furkablick» auf dem Pass auf 2430 Meter über Meer ist nicht zu verwechseln mit dem durch einen James Bond-Film berühmt gewordenen Hotel «Belvédère» an der Strasse hinauf zur Furka. Das «Belvédère», das auf der Walliser Seite des Passes steht, ist seit Jahren geschlossen.

Marc Hostettlers Furkart war ein Projekt, das in der internationalen Kunstwelt für Aufsehen sorgte. Bis heute sind das Haus und die Werke, die dort lagern oder als künstlerische Interventionen in der alpinen Landschaft stehen, in einer Art Zeitkapsel erhalten geblieben. Sie wurde nach 2004 kaum verändert und nur subtil ergänzt, etwa um die Arbeit von Stefan Sulzer im fachmännisch neu geschindelten Militärmagazin unweit des grossen Hauses. Hotel, Restaurant und die Kunstwerke in der Umgebung sind längst zu einer Gesamtskulptur geworden. Einige der Kunstwerke, die auf der Furka geschaffen wurden, sind vertraglich an den Ort gebunden und können nicht einzeln veräussert werden.

Jetzt zieht sich Alfred Richterich nach einem über 20-jährigen Engagement in der Konservierung und Weiterführung des Kunst- und Kulturprojektes Furkablick, wie vor zwei Jahren angekündigt, aus seinem kulturellen Engagement auf dem Furkapass zurück. In den vergangenen Monaten fand sich offenbar noch keine geeignete Käuferschaft. Sie sollte – so der Wunsch des Inhabers – diesem «historisch und kulturell einmaligen Ort mit der nötigen Sensibilität und Zukunftsorientierung» begegnen.

Seit Kurzem macht ein riesiges Transparent an dem Gebäude erstmals öffentlich bekannt, dass der «Furkablick» gekauft werden kann. Das unübersehbare Plakat «À vendre» wurde vom belgischen Konzeptkünstler Guillaume Bijl entworfen, der 1986 auf der Furka gearbeitet hatte. Die Telefonnummer 044 6 72 97, die dabeisteht, ist ungültig. Die Ironie dahinter: Es ist nicht einfach eine Nummer, die da aufgedruckt ist, sondern exakt jene, unter der man in den 1980er-Jahren das «Hotel Furkablick» erreichte. Dieses Transparent ist vielleicht die letzte Kunstaktion, die auf dem Furkapass stattfindet, und anders als 2022 und 2023 hat das Restaurant im «Furkablick» diesen Sommer nicht geöffnet.

Das Ensemble und die «Furka Zone»

Es gibt laut Beate Eckhardt, die Alfred Richterich beim Verkauf begleitet, zwar ernsthafte Interessenten für das Ensemble «Furkablick», aber definitiv besiegelt ist noch nichts. Zurzeit würden intensive Gespräche laufen, heisst es. Dem Vernehmen nach haben sich unter anderem Kunstgalerien, Betreiber von Kulturhäusern und Investoren gemeldet.

Janis Osolin, Kurator und Verleger der Edition Voldemeer Zürich, hat in den letzten 20 Jahren im Auftrag das gesamte Inventar auf dem Pass zurückhaltend verwaltet. Er kann sich vorstellen, dass das Hotel «Furkablick» samt Restaurant, Kunstwerken, Landanteilen und Nebengebäuden in eine neue Stiftung eingebracht wird. Er hat zudem angedacht, dass diese neue Stiftung auch anderes umfassen könnte, etwa die auf dem Pass untergebrachte Alpine Forschungs- und Ausbildungsstation Alpfor der Universität Basel, andere bereits auf der Furka engagierten Hochschulkreise oder der markante Bunker des Artilleriewerks Fort Galen, der heute im Besitz der Walliser Gemeinde Obergoms ist. Für Janis Osolin gehört alles, was auf der Furka gewachsen ist, irgendwie zusammen: Kunst, Gastronomie, Architektur, Forschung, Militär. Er nennt diesen Raum, der die Passhöhe auf Urner und Walliser Boden grosszügig umkreist, «Furka Zone». Liegt in diesem Konzept die Zukunft?

(NZZ, 3. September 2024 – PDF)

(Urner Wochenblatt, 24. August 2024 – PDF)