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Josef Stirnimann hatte zeitweise Zugang zu einem Kalksteinbruch bei Pruntrut. Dort fand er eine fossile Schildkröte und hat sie freigelegt. Am Schluss waren Aufwand und Kosten für eine sorgfältige Bergung zu gross.

Immer war Josef Stirnimann mit Helm und Sicherheitsschuhen unterwegs. «Die Vorsicht ist das oberste Gebot, das hat mich die Erfahrung gelehrt», sagt der Luzerner. Die Betreiber des Steinbruchs im Kanton Jura kannten ihn, man tauschte sich anständig untereinander aus und er hat ihnen seine Telefonnummer überlassen. So konnte Josef Stirnimann dort, wo es eigentlich verboten ist, nach Rücksprache mit dem Chef nach Fossilien suchen.

Arbeit mit Trennschleifer

Gefunden hat Josef Stirnimann unter anderem viele Bruchstücke eines Schildkrötenpanzers und einen perfekten Abdruck davon. Die Bruchstücke liessen sich gut bergen, der Abdruck hingegen nicht. Viel Energie und Zeit hat Josef Stirnimann aufgewendet, um mit einem Trennschleifer den Abdruck rundum freizulegen. Das ist ihm gelungen. Rund 30 Zentimeter hat er in den Kalk hinuntergearbeitet.

Um den Abdruck ganz herausfräsen zu können, hätte er die Hilfe der Steinbruch-Betreiber gebraucht. Die Kosten aber, den Abdruck mit einem Spezialgerät sauber herauszufräsen, wären für Josef Stirnimann zu hoch gewesen. Schliesslich wurde beim normalen Abbau die Stelle gesprengt. Der Abdruck ging zwar in Brüche, aber wurde nicht ganz zerstört. Geborgen haben ihn dann die Arbeiter im Steinbruch – und dort befindet er sich noch immer, wie Josef Stirnimann sagt. Er, der Fossilien-Verrückte, ist etwas zwischen Freude und Ärger.

Teile begutachtet

«Ich habe einzelne Teile des Fossils dem jurassischen Museum JURASSICA in Pruntrut abgegeben und meine Fotos des Fundes gezeigt», erzählt Josef Stirnimann: «Mehrere Fachleute sahen sich den Fund an, aber sie wollten das Material nicht, zu viel habe sich beim Bau der Transjurane bereits angesammelt, sagten sie mir.» Schon einmal hatte Josef Stirnimann dem Museum eine von ihm entdeckte Schildkröte gezeigt – und diese behielt dann das Museum für sich, da es ein wissenschaftlich wertvoller Fund war.

Die jetzt gefundene Schildkröte war nur noch sehr dünn, offenbar war ein Saurier darauf getreten, wie der Spezialist sagte. Im Gelände war zu sehen, dass in derselben Schicht auch Saurier ihre Spuren hinterlassen hatten. Sie sind mittlerweile beim Kalkabbau zerstört worden. Bleiben werden Josef Stirnimann die Bruchstücke des Schildkröten-Panzers und die Zeichnungen, die sein Kollege Röbi Ruckli mit feinen Strichen angefertigt hat. Und er hofft, vom Museum ein Kunststoffrelief eines Schildkrötenpanzers zu erhalten, in den er dann die gefundenen Teile hineinlegen kann.

(Schweizer Strahler, Mai 2021)